So beginnt Tuna von Blumensteins Kriminalroman »Der
hässliche Zwilling«. Für einen Moment könnte man glauben, dass die Autorin vor
dem winterlichen Idyll eine kitschige Liebesgeschichte in Szene setzen wird.
Doch wer schon Tuna von Blumensteins Krimi »Der Tote im Zwillbrocker Venn«
gelesen hat, der weiß: von der Autorin mit dem klangvollen Namen ist alles, nur
keine süßliche Schnulze zu erwarten.
»In der Januarnacht waren zwanzig Zentimeter Neuschnee
gefallen.« So beginnt Tuna von Blumensteins Krimi. Und bald schon färbt Blut
die weiße Pracht rot. Ganz im Stil von Agatha Christies »Mord im Orientexpress«
werden wir in eine kleine Welt eingeführt, die sich eine überschaubare Zahl von
Menschen teilen.
Bald schon wissen wir: So schön unschuldig weiß die
Schneepracht auch ist... so düster sind die Geheimnisse der Menschen. Bald
schon beginnt man zu zweifeln: Wer sind die Guten? Wer sind die Bösen? Wer ist
Täter, wer ist Opfer? Tuna von Blumensteins Krimi beginnt in weißer Schneepracht...
als er endet, schmilzt der Schnee dahin. Es ist, als würde mit der Schneedecke
ein Tuch weggezogen, dass so manches Geheimnis bedeckt hatte.
Das Ende überrascht. Am Ende wird nicht der »Böse« vom
»Guten« … »zur Strecke gebracht«, am Ende klärt sich alles auf – auf
unerwartete Weise.
Ich habe »Der
hässliche Zwilling« zweimal gelesen. Das erste Mal hastete ich von Seite zu
Seite, weil ich so schnell wie nur möglich erfahren wollte, wer denn der Mörder
war. Und dann machte ich mich gleich ein zweites Mal an den Krimi, las lustvoll
und genießerisch… achtete auf viele »kleine Hinweise«... und erkannte, wie kunstvoll
die Autorin ihr Krimi Garn gestrickt hat.
Sie kommt ohne vordergründiges Gemetzel abstoßender Splatter-Krimis aus... und beschreibt doch die harten Seiten der Verbrechen auf packende Weise. Sie erspart uns überflüssige Details... und liefert dennoch eine spannende Fülle von Informationen. Sie regt unsere Fantasie an... führt uns mit geschickter Hand durch das Szenario ihrer Krimiwelt, in der vieles nicht so ist wie es scheint.
»Der hässliche Zwilling« ist ein gutes, im besten Sinne des
Wortes spannendes Stück moderner Kriminalliteratur, ohne falsche Moral... und
lässt uns nachdenklich zurück: Was ist gut? Was ist böse? Kann Böses
verständlich, ja akzeptabel sein? »Der hässliche Zwilling« ist jedenfalls nicht
»akzeptabel«, er ist gut. Er ist nicht prätentiös. Er bietet gute
Unterhaltung... und macht Lust auf weitere Werke von Tuna von Blumenstein....